Mahjong

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Über das Spiel

Wer das chinesische Spiel Mahjong (oder "Mah-jongg" in der deutschen Schreibweise) kennt, hat meistens mit der Computerspiel Solitaire-Variante Bekanntschaft geschlossen. Das traditionelle Mahjong ist aber eigentlich ein Gesellschaftsspiel für 4 Spieler, das mit plättchenartigen, mehr oder weniger dicken Spielsteinen gespielt wird. Siehe dazu auch die folgenden Seiten auf Wikipedia:

Im Sommer 2004 waren Francesca und ich während vier Wochen unterwegs in China. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und habe mir dort zwei Mahjong Spiele gekauft, was unterwegs für gewisse Transport-Schwierigkeiten sorgte :-) Zudem hatten wir die Gelegenheit, uns an einem Nachmittag die Regeln für das Spiel erklären zu lassen (Bild, sofern Du Zugriff auf unsere Bildergalerie hast). Die Wiki-Seite, die Du gerade liest, enthält die Regeln, so gut wir uns noch an die damaligen Erklärungen erinnern können.

Ein Wort zu den Spielvorbereitungen, die dem anfänglichen Ziehen von Steinen dienen: Das geschilderte Vorgehen mag über-kompliziert erscheinen, und wer mag darf es sich bestimmt einfacher machen. Ich geniesse aber den ritualisierten Anfang als eine Art Spiel im Spiel und empfinde das Ganze durchaus als angemessen für eine feierliche Partie Mahjong. Bei "ernsthaften" Spielern dürfte das komplexe Vorgehen auch Betrugsversuchen entgegenwirken :-)


Spielsteine

Es gibt 3 Grundfarben: Kreise, Bambus, Zahlen

  • Jede der 3 Farben enthält Steine mit 9 verschiedenen Symbolen (die den Nummern 1-9 entsprechen)
  • In jeder Farbe kommt jedes Symbol 4 mal vor; jede Farbe hat total also 9 x 4 = 36 Steine

Zusätzlich zu den Grundfarben gibt es Windsteine und Drachensteine.

  • Bei den Windsteinen gibt es 4 verschiedene Symbole für die 4 Winde Norden, Süden, Osten und Westen
  • Jeder der Windsteine kommt 4 mal vor; es gibt also total 4 x 4 = 16 Windsteine
  • Bei den Drachensteinen gibt es 3 verschiedene Symbole
  • Jeder der Drachensteine kommt 4 mal vor; es gibt also total 3 x 4 = 12 Windsteine

Total enthält unser Spiel also 3 x 36 + 16 + 12 = 136 Steine. In erweiterten Spielvarianten gibt es noch 4 Steine für Blumen und 4 Steine für Jahreszeiten, die bei unserem Spiel aber nicht dabei sind.


Spielziel

Jeder der vier Spieler versucht durch Ziehen und Abwerfen von Steinen seine ursprüngliche Hand zu verbessern und möglichst wertvolle Kombinationen oder ein vollständiges Spielbild - Mahjong genannt - zu formen. Hat ein Spieler ein Mahjong gebildet, so gewinnt er und die Partie endet.


Spielvorbereitung

Den "Banker" bestimmen

Ein Spieler ist der sogenannte "Banker". Er wird einfach mit Hilfe eines Würfelwurfs oder einer beliebigen anderen Zufallsmethode bestimmt.


Mauer aufbauen

Alle Spielsteine werden verdeckt in der Mitte des Tisches gelegt und zufällig gemischt. Die Spieler bauen nun aus den verdeckten Steinen gemeinsam eine Mauer mit den folgenden Merkmalen auf:

  • Die Mauer soll 4 Seiten haben (also ein Viereck bilden)
  • Jede Mauerseite muss 2 Steine hoch sein
  • Idealerweise ist jede Mauerseite 17 Steine lang (dann bildet die Mauer ein Quadrat), dies ist aber nicht absolut notwendig


Das Ende der Mauer

Das Ende der Mauer wird nun zufällig bestimmt. Dies geschieht nach folgendem System:

  • Der Banker wirft die beiden 6er Würfel
  • Die geworfenen Augen werden zusammengezählt und bilden eine Augensumme (z.B. 3 + 4 = 7)
  • Beginnend bei der vor ihm befindlichen Mauerseite zählt der Banker im Gegenuhrzeigersinn soviele Mauerseiten ab, wie die Augensumme beträgt. Ist die Augensumme 1, 5, 9, ..., so landet der Banker wieder auf der direkt vor ihm befindlichen Mauerseite
  • Bei der so bestimmten Mauerseite zählt der Banker nun vom rechten Ende ausgehend im Uhrzeigersinn 2er-Stapel von Steinen ab
  • Er zählt soviele 2er-Stapel ab, wie die Augensumme beträgt
  • Der letzte Stapel bildet das Ende der Mauer
  • Das Ziehen von Spielsteinen beginnt links vom Ende der Mauer


Spielsteine ziehen

Die Spieler ziehen nun alle 13 Steine. Das Ziehen geht nach folgendem System vor sich:

  • Das Ziehen beginnt bei dem 2er Stapel links neben dem Ende der Mauer und geht nach links fortschreitend (also im Uhrzeigersinn) vonstatten
  • Der Banker beginnt als erster Spieler mit dem Ziehen, als nächstes kommt der Spieler rechts von ihm an die Reihe, etc.
  • Die Spieler kommen also im Gegenuhrzeigersinn an die Reihe, die Mauer wird aber im Uhrzeigersinn "abgetragen"
  • Jeder Spieler nimmt 4 Steine (also 2 2er Stapel) und stellt diese so verdeckt vor sich hin, dass die anderen Spieler die Steine nicht einsehen können
  • Dies wird dreimal wiederholt, bis jeder Spieler 12 Steine hat
  • Jetzt zieht jeder noch einen letzten Stein, so dass jeder Spieler total 13 Steine hat


Der Anfang der Mauer

In der Mauer klafft nun eine Lücke. Den Anfang der Mauer bildet der dem Mauerende gegenüberliegende Stapel von Steinen - also dort, wo die Spieler aufgehört haben mit Ziehen.

Im weiteren Verlauf des Spiels werden Steine immer vom Anfang der Mauer gezogen.


Spielablauf

Grundsätzliches

Der Banker macht den ersten Spielzug. Nach ihm kommen die anderen Spieler im Gegenuhrzeigersinn an die Reihe. Es ist möglich, dass jemand übersprungen wird, dazu später aber mehr.


Der erste Spielzug

Der erste Spielzug sieht so aus:

  • Einen Spielstein vom Anfang der Mauer verdeckt auf die Hand nehmen. Ist der Anfang ein 2er-Stapel, so wird zuerst der oben liegende Stein gezogen.
  • Optional: Eine Kombination offen deklarieren. Kombinationen werden weiter unten erklärt.
  • Einen Spielstein (den gezogenen, oder auch einen anderen) aus der Hand offen in die Tischmitte abwerfen. Aus Höflichkeit sollte man dabei laut und deutlich den Namen des abgeworfenen Steins nennen.

Der Spielstein, der in die Tischmitte abgeworfen wird, ist ein "toter Stein" und hat normalerweise keinen weiteren Einfluss mehr auf das Spiel. Die Ausnahme wird weiter unten erklärt.


Die folgenden Spielzüge

Im weiteren Verlauf des Spiels kommen die Spieler nun entweder in der normalen oder in ausserordentlicher Reihenfolge an die Reihe. Im letzteren Fall kann - muss aber nicht - jemand übersprungen werden.


Normale Reihenfolge

Normalerweise ist immer der nächste Spieler im Gegenuhrzeigersinn an der Reihe. Er führt die gleichen Schritte (aufnehmen, optional Kombination deklarieren, abwerfen) aus, die weiter oben im Abschnitt zum ersten Spielzug erklärt wurden.


Ausserordentliche Reihenfolge

Falls der Spielstein, den der letzte Spieler in die Tischmitte abgeworfen hat, einem anderen Spieler zu einer Kombination verhelfen würde, so kann dieser andere Spieler die Kombination laut ausrufen und kommt nun ausserordentlich an die Reihe. Welche Spieler unter welchen Umständen welche Kombinationen ausrufen dürfen, wird weiter unten bei den Kombinationen erklärt.

Der Spielzug sieht so aus:

  • Statt einen Spielstein vom Anfang der Mauer auf die Hand zu nehmen, muss der Spieler nun den vom Vorgänger abgeworfenen Stein nehmen.
  • Die ausgerufene Kombination muss zwingend offen deklariert werden.
  • Wie üblich muss nun ein Spielstein (natürlich nicht der gerade gezogene) aus der Hand in die Tischmitte abgeworfen und dabei den Namen des Steins laut und deutlich genannt werden.

Hinweis: Beanspruchen mehrere Spieler den abgeworfenen Stein für sich, so gilt folgende Rangordnung: Benötigt ein Spieler den Stein, um ein Mahjong zu bilden und damit die Partie zu beenden, so hat er Vorrang gegenüber einem Kong- oder Pong-Ruf; dieser wiederum hat Vorrang vor einem Chow.


Kombinationen

Drilling (Pong)

Ein Pong besteht aus drei identischen Steinen.

Wird ein Pong ausschließlich aus Steinen der ursprünglichen Hand und von der Mauer gezogenen Steinen gebildet, so handelt es sich um einen verdeckten Pong.

Besitzt ein Spieler ein Paar und wird der dritte Stein von einem beliebigen anderen Spieler abgelegt, so darf der Spieler diesen Stein mit dem Ruf "Pong" aufrufen (auch wenn er nicht als nächstes an der Reihe wäre). Er legt dann sein Paar und den aufgerufenen Stein offen vor sich auf den Tisch und besitzt nun einen offenen Pong.

Ein offener Pong kann nicht wieder in seine Einzelteile aufgeteilt werden, z.B. um einen Spielstein für ein Chow zu verwenden. Bei einem verdeckten Pong ist man natürlich frei, dies zu tun.


Vierling (Kong)

Ein Kong besteht aus vier identischen Steinen.

Wird ein Kong ausschließlich aus Steinen der ursprünglichen Hand und von der Mauer gezogenen Steinen gebildet, so kann der Spieler diesen verdeckten Kong offen deklarieren. Wird das Spiel beendet, bevor der Spieler den Vierling offen deklariert, so wird der verdeckte Kong nur als verdeckter Pong gewertet. Bei der offenen Deklaration legt man die vier Steine offen aus, und zum Zeichen, dass es sich eigentlich um einen verdeckten (auch: "halbverdeckten", oder "aus der Hand gemeldeten") Kong handelt, werden die beiden äußeren Steine mit der Rückseite nach oben gelegt.

Hält ein Spieler drei identische Steine in der Hand - also einen verdeckten Pong - so darf er, wenn ein Spieler den vierten Stein ablegt, diesen Stein mit dem Ruf "Kong" für sich beanspruchen (auch wenn er nicht als nächstes an der Reihe wäre) und erhält so einen offenen Kong.

Hat ein Spieler bereits einen Pong offen deklariert und wird der fehlende vierte Stein von einem anderen Spieler abgelegt, so kann dieser Stein nicht zur Komplettierung des Kongs aufgerufen werden!

Hat ein Spieler bereits einen Pong offen deklariert und zieht er den fehlenden vierten Stein von der Mauer, so darf er ihn an den Pong anlegen und besitzt damit einen offenen Kong.

Sobald ein Spieler einen offenen oder verdeckten Kong meldet, muss er einen Ersatz-Stein vom Ende der Mauer ziehen. Damit wird sichergestellt, dass das für ein Mahjong notwendige Spielbild erreicht werden kann.

Wie bei einem Pong gilt: Nur ein verdeckter, nicht aber ein offener Kong kann wieder in seine Einzelteile aufgeteilt werden.


Folge (Chow)

Ein Chow ist eine Sequenz aus genau drei aufeinanderfolgenden Steinen einer Grundfarbe. Sequenzen aus mehr als drei Steinen sind nicht gestattet. Sequenzen aus Windsteinen oder Drachensteinen sind nicht möglich.

Hält ein Spieler zwei aufeinanderfolgende Steine in der Hand, so darf er, wenn ein Spieler den dritten Stein der Folge (egal ob die Folge unten oder oben fortgesetzt wird), diesen Stein mit dem Ruf "Chow" für sich beanspruchen und erhält so einen offenen Chow. Im Gegensatz zu "Pong" oder "Kong" kann nur der Spieler "Chow" rufen, der unmittelbar zur Rechten desjenigen Spielers sitzt, der den betreffenden Stein abgelegt hat. Die Ausnahme: Kann ein Spieler mit dem resultierenden Chow ein Mahjong formen und damit die Partie beenden, so darf er immer "Chow" rufen.

Wie bei einem Pong gilt: Nur ein verdeckter, nicht aber ein offener Chow kann wieder in seine Einzelteile aufgeteilt werden.


Paar

Ein Paar besteht aus zwei identischen Steinen, z.B. zweimal Bambus-Fünf oder zwei grüne Drachen, etc.

Paare können nicht mit Hilfe von abgelegten Steinen, sondern nur aus der Mauer komplettiert werden.


Mahjong

Um "Mahjong" rufen und damit die Partie beenden zu können, benötigt man ein vollständiges Spielbild. In diesem müssen genau ein Paar und eine Kombination aus 4 Pongs, Kongs oder Chows enthalten sein.


Spielende

Die Partie endet, wenn jemand ein Mahjong gebildet hat - sei es durch Ziehen eines Spielsteins von der Mauer, oder durch Beanspruchen des von einem anderen Spieler abgeworfenen Steins. Nun findet die Wertung statt, um herauszufinden, wer wieviele Punkte erreicht hat.

Das Spiel endet ebenfalls, wenn die Mauer nur noch aus 14 Steinen (7 2er-Stapel) besteht und der nächste Spieler am Zug einen Stein von diesen 14 Spielsteinen ziehen müsste. Im diesem Fall endet das Spiel unentschieden. Das Spiel wird nicht gewertet, die Steine werden erneut gemischt und das Spiel wird mit unveränderten Rollen (derselbe Spieler bleibt der Banker) wiederholt.

Die 14 unbenutzten Steine stellen ein Zufalls-Element dar, so dass ein Spieler nie sicher sein kann, ob ein ganz bestimmer Stein, den er im Verlauf des Spiels benötigen würde, überhaupt noch auftauchen wird.


Wertung

Wir haben nie die Regeln zur Wertung gelernt, da die Verständigung mit unserem chinesischen Lehrer in Yangshuo zu lange gedauert hätte. Wir haben uns dehalb darauf geeinigt, einfach demjenigen, der das Spiel beendet hat, den Sieg zuzusprechen.